Nachbarn auf unserer Erde
Unsere Erde, der schöne blaue Planet. Trotz seiner Größe für die Menschheit allmählich ziemlich klein. Doch die Probleme werden übergroß. Wir müssen wohl enger zusammenrücken, sonst werden wir auf dem Raumschiff Erde uns selbst zugrunde richten. Einer der Gründe liegt in der Welthunger-Katastrophe: Dass weltweit 923 Millionen Menschen Hunger leiden und täglich 13 000 Kinder daran sterben, müsste so nicht sein. Zumal in den großen Industrienationen, also auch bei uns, immer noch das meiste an Nahrungsmitteln und Rohstoffen verbraucht wird. Das merken einige Leute und merken, wie unfair es ist, den Menschen in den Ländern der Armut dafür auch noch die Schuld zuzuschreiben.
Nun gibt es zwar viele staatliche und auch kirchliche Gegenmaßnahmen, beispielsweise bei uns immer um die Adventszeit die Aktionen der großen Hilfswerke wie „Brot für die Welt". Dennoch wachsen mit solchen Problemen die Spannungen, die sich - wie beim Zusammenschieben der unterschiedlichen Erdplatten - manchmal sehr plötzlich in einer Explosion entladen. Wir bekommen dies dann als Nachrichten über Terror-Aktionen, Hunger-Revolten, Kriege ... mit. Es kommt uns näher, bedrohlich näher.
Dahinter erscheint aber auch noch ein anderes Problem als das des Hungers. Und das hängt mit den unterschiedlichen Kulturen, Lebenseinstellungen... zusammen;
Das ist das große Problem der Menschheit:
Wir haben ein großes Haus geerbt, ein großes Haus der Welt,
in dem wir zusammen leben müssen.
Schwarze, Weiße, Morgenländer, Abendländer, Juden und Nichtjuden,
Katholiken und Protestanten, Moslems und Hindus.
Eine Familie, die in Ideen, Kultur und Interessen zu Unrecht getrennt ist.
Weil wir niemals wieder getrennt leben können, werden wir lernen müssen, in Frieden miteinander auszukommen.
Alle Bewohner der Erde sind Nachbarn.
Der amerikanische schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King hat dies gesagt, vor über 40 Jahren. Inzwischen, nachdem die Spannungen auch in unserem Land zunehmen, merken auch wir, wie dringend diese Erkenntnis ist. Und sehen dabei, dass die genannten Religionen eine besondere Verantwortung haben. Auch im Zabergäu und Leintal können wir es uns nicht mehr länger leisten, achtlos nebeneinander her zu leben - oder gar einander gegenseitig verächtlich zu machen, einander zum Teufel zu wünschen... Wer das noch tut, schürt die Konflikte. Dagegen müssen aus allen Konfessionen und Religionen - und auch im wohlüberlegten Bündnis mit Konfessionslosen und atheistischen Humanisten - sich die Gutwilligen zusammentun: Gemeinsam die Spannungen abzubauen, die auch hierzulande sichtbar werden; und sie auf ein menschlich erträgliches Maß zurückzuschrauben. Nicht auf andere warten, sondern selber friedenstiftend handeln.
Das ist der Mühe wert. Und ich möchte es dabei für den christlichen Part, jetzt in den Wochen des Christfests so betonen:
Gott wird Mensch, damit der Mensch
sich nicht mehr über den Menschen erhebe.
Damit wir zu unserem menschlichen Maß zurückfinden.
Ein gesegnetes Christfest wünscht
Hermann Aichele-Tesch