Keine bleibende Stadt ...

GEDANKEN ZUR JAHRESLOSUNG 2013

 

Seit dem Jahr 1934 gibt es sie in ununterbrochener Reihenfolge – die Jahres-losung. Ein wunderschöner Brauch, mit einem Bibelwort in das neue Jahr zu starten … und dieses Wort dann hoffentlich auch das Jahr über immer wieder zu bedenken. Die Jahreslosung für das Jahr 2013 steht im Hebräerbrief, Kapitel 13, Vers 14:

 

     Wir haben hier keine bleibende Stadt,

     sondern die zukünftige suchen wir.


Weltuntergangsstimmung, die hatten wir erst vor wenigen Wochen – Ende des Maya-Kalender … was für ein Ereignis. Aber dieses Ereignis ist keine Seltenheit. 88 Termine für ein solches Ende der Welt findet man im Internet aufgelistet. Und sicherlich ist diese Liste nicht vollständig, denn auch die Menschen vor unserer Zeitrechnung haben sicher schon genau überlegt, wann es hier auf der Erde ein Ende hat.

 

Oder vielleicht erinnern Sie sich auch noch an den „legendären“ Jahreswechsel 1999 – 2000, als die verschiedensten Schreckensszenarien apokalyptischen Ausmaßes heraufbeschworen wurden: Alle Computer würden gleichzeitig abstürzen, das Geld würde komplett seinen Wert verlieren, wir würden in die Zeit des steinzeitlichen Tauschhandels zurückfallen. Es würde einen Börsencrash geben, ein Verkehrschaos sowieso. Flugzeuge würden vom Himmel fallen und ein harter Überlebenskampf würde anbrechen.

 

Und dann kam der Moment: 1.1.2000 0.00 Uhr… und … nichts geschah. Doch, manches schon: Der offizielle Zeitmesser der USA, gab auf seiner Website das Jahr 19100 an und in Australien fielen die Busfahrschein-Automaten kurzfristig aus.

 

Und doch berechnen immer wieder irgendwelche schlauen Leute das Ende der Welt bis auf den Tag genau. Es ist erst wenige Wochen her, da mussten wir uns laut den alten Mayas darauf einstellen, den 21.12.2012 nicht zu überleben. Manche Menschen igelten sich in „Überlebenskapseln“ ein, ausgestattet mit Notrationen, Taschenlampen und Wasserkanistern, besonders in Asien war das sehr beliebt. Aber auch dieses Datum ist spurlos an uns vorübergegangen.

Ich stehe diesen Dingen, ehrlich gesagt, eher distanziert oder auch belustigt gegenüber.

 

Aber es gab da so einen Moment an diesem 21.12., da wurde ich doch nachdenklich. Nicht weil ich glaubte, dass die Welt nun sofort untergehen würde, nein, es war etwas anderes. Es war schön früher Abend, nichts deutete darauf hin, dass es in den nächsten Sekunden zum großen Knall kommen würde, da fiel mein Blick auf eine Postkarte auf meinem Schreibtisch:

 

     Wir haben hier keine bleibende Stadt,

     sondern die zukünftige suchen wir.


Die Jahreslosung 2013, aus dem Hebräerbrief Kapitel 13, Vers 14. Ich las die Worte noch einmal – und daneben las ich auf meinem Computer-Bildschirm die neuste, leicht ironische Nachricht: Weltuntergang fällt wohl aus, der 21.12. ist in vier Stunden vorüber.

 

     Wir haben hier keine bleibende Stadt,

     sondern die zukünftige suchen wir.


So lesen wir es in der Bibel – so glauben und hoffen wir es. Unser Glaube gründet darauf, dass Jesus Christus irgendwann wiederkommen wird. Und beten wir es nicht in jedem Vaterunser: „Dein Reich komme“? Mich hat das am 21.12. nachdenklich gemacht: Rechne ich wirklich damit, dass Jesus Christus irgendwann wiederkommt? Bete ich das Vaterunser mit Herz und Hirn? Oder sage ich es oft nur so vor mich hin?

 

Die ersten Christen, die warteten auf die Wiederkunft des Messias mit brennen-dem Herzen, Tag für Tag. Der Apostel Paulus war sich ganz sicher, dass Jesus noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen würde. So schreibt er im 1. Korintherbrief 15,51f. über das Erscheinen des Retters:

Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune.

 

Die verschiedensten Termine für den Weltuntergang haben wir kommen und gehen sehen. Noch viele werden folgen. Und doch ist die Bibel voll mit Aussagen darüber, dass es eines Tages wirklich so weit sein wird. Das, was hier auf der Erde ist, das, was wir hier sind und haben, das ist nicht alles.

Eines Tages wird Jesus Christus wiederkommen. Eines Tages wird die Erde zu ihrem Ende kommen. Wann das sein wird, das wissen wir – Gott sei Dank – nicht. Und Jesus selbst warnt uns davor, irgendwelche Termine auszurechnen oder zu erfinden: Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater (Markusevangelium Kapitel 13, Vers 32).

 

Und doch machen wir es uns so manches Mal zu leicht, einfach so unsere Zeit zu verplanen, ohne mit Gott zu rechnen: mit Gott in unserem Alltag, mit Gott bei all unserem Planen, Hoffen und Wünschen und mit Gottes ewiger Welt, die dereinst kommen wird.

 

Auch dies hält uns Jesus immer wieder vor Augen: Seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meint (Lukasevangelium Kapitel 12, Vers 40).

 

Ich denke nicht, dass Jesus mit diesem Satz meint, wir könnten jetzt aufhören, für das nächste Wochenende einzukaufen oder Termine im März zu planen. Nein, wir leben in der Welt, wir organisieren unseren Alltag, wir blicken voraus. Einfach so in den Tag hineinzuleben ist sicherlich nicht im Sinne Jesu.

 

Aber eines, das könnte man doch mitnehmen, in das Jahr 2013: Bei allem, was wir tun und lassen, da sollten wir Gott nicht aus dem Blick verlieren. Da sollten wir mit ihm rechnen, mit seinem Tun und Walten, mit seinem hilfreichen und manchmal auch mahnenden Eingreifen.

Der Schreiber des Jakobusbriefes hat dies sehr schön beschrieben: Ihr sollt sagen: Wenn der Herr will, und wir leben werden wir dies oder das tun (Jakobusbrief Kapitel 4, Vers 14+15).

 

Früher war es üblich, unter Briefe die Abkürzung s.c.j. zu schreiben: „sub conditione jacobeae“ – unter der Bedingung des Jakobus bedeutet das – und damit war genau dieser Satz des Jakobus gemeint: „So Gott will und wir leben werden wir dies oder das tun“. Ein schöner Brauch, der leider immer seltener zu finden ist.

 

     Wir haben hier keine bleibende Stadt,

     sondern die zukünftige suchen wir.


Ein gutes Wort, um mit Gott in das neue Jahr, durch das ganze Jahr und durch das ganze Leben zu gehen – in wacher Erwartung, aber ohne Endzeit-Hysterie. Gott ist da, er ist dabei und irgendwann wird er wiederkommen. Machen wir uns das bewusst und vertrauen auf seine Spuren in unserem Leben.

 

Ein spannendes und gleichzeitig entspanntes Jahr 2013

wünscht Ihnen Ihre

 

Pfarrerin Christine Watermann, Leonbronn und Ochsenburg

In der Welt zuhause ... die Heimat im Himmel - Christinnen und Christen sind nur auf der Durchreise!
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