Gott ist näher als du glaubst
Vielleicht sind auch Sie zuerst etwas verunsichert gewesen bei diesem Bild. Mir jedenfalls ist es so gegangen, als ich dieses Bild in einer französischen Dorfkirche gefunden habe.
Aber das ist wohl auch die Absicht dieses Bildes. Denn dieses Plakat lädt die Besucher dieser Kirche zu einer neuen Sichtweise ein, zu einem neuen Blick auf die christliche Botschaft.
Und die ist nun nicht eingesperrt in die Räume der Kirche, zwischen frommen Bildern und Symbolen, die heute oft nur Eingeweihten zugänglich sind. Sie hebt vielmehr an in unserem Alltag, in ganz alltäglichen Situationen, wie eben den Einkauf im Supermarkt. Die Frage nach Gott beginnt nicht in der Kirche, sondern im Alltag!
Aber: Hat Gott den irgendetwas mit unserem Alltag zu tun? Da geht es doch ums Einkaufen, ums Kochen, um die kleinen und großen Vergnügungen des Lebens – das was notwendig ist – und das was gut tut. Aber doch nicht um so große Dinge, wie Religion und Glauben! Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt:
„Gott muss man nicht an den Rändern des Lebens suchen,
sondern in seiner Mitte!“
Dabei fällt mir auf: Auf diesem Bild sind lauter Menschen auf der Suche dargestellt:
Offensichtlich sind es bewusste Verbraucher, die nicht einfach rasch ihre Einkaufskörbe füllen, sondern genau hinschauen. Sie achten auf Qualität. Sie schauen nach dem Preis. Sie sind bemüht, das Richtige für sich zu finden.
Sie sind so in ihre Sucher vertieft, dass sie das Ungewöhnliche, das um sie herum geschieht, gar nicht wahrnehmen. Dass ist die zweite Botschaft des Bildes: Über der Suche nach dem Richtigen für uns, übersehen wir manchmal das Entscheidende. „Gott ist näher als du denkst!“
Mit dieser Aussage fordert das Bild heraus: Schau nicht nur auf das, was Du brauchst! Schau Dich um! Schau genauer hin! Du musst nur einmal die Blickrichtung ändern, dann wirst du vielleicht auch Gott finden. Anders als Du denkst und erwartest. Anders als er deinen Vorstellungen entspricht. Vielleicht im Menschen neben Dir. Vielleicht in einer überraschenden Begegnung! Vielleicht in einem unerwarteten Geschenk!
Jesu Einkaufskorb Jesu ist gut gefüllt, gefüllt mit ganz elementaren Dingen, elementaren Lebensmitteln. Brot und Wein: das Brot des Alltags, der Wein des Festes – die Elemente des Abendmahls. Es hat den Anschein, als ob er Gäste erwartet. Vielleicht auch die, die ihm noch den Rücken zu strecken.
Sie heißt er herzlich willkommen.
Schauen Sie nur genauer hin, dazu lädt Sie ein
Ihr
Pfarrer Jörg Kohler-Schunk, Schwaigern